Habe ich im letzten Beitrag Werkstattwagen – Teil #2 der Werkstattwagen-Serie gezeigt, wie ich den Korpus gebaut und diesen auf Rollen gestellt habe, so zeige ich Euch hier Wie ich die Schubladen und die Fronten eingebaut habe.
Die Schubladen
Ich habe glaube ich schon ziemlich oft gezeigt, wie ich Schubladen zusammen schraube (ja schraube, zus. zum Leim). Deshalb hier nur das Ergebnis.
Ja, das sieht zimelich übertrieben aus eine Schublade mit 38 Schrauben zu fixieren. Das stimmt natürlich auch, aber mit zwei Akku-Schraubern* (einer mit Bohrsenker* und einem Torx-Bit-Halter) dauert der Zusammenbau einer Schublade weniger als 10min und ich kann alle sechs Schubladen auf einmal zusammen leimen/ schrauben, obwohl ich keine 50 Schraubzwingen habe (die habe ich zwar, aber nicht alle in der Größe).
Gedanken zur Schubladen-Konstruktion
Wenn Ihr Schubladen baut, so solltet Ihr Euch Gedanken über die Konstruktion machen. Das klinkt ziemlich banal, aber es gibt da verschiedene Überlegungen.
Schrauben vs. Leimen
Bei meiner obigen Schubladen-Konstruktion wird die Frontplatte später von innen vor die Schubladen geschaubt. Das hat den Vorteil, dass ich mir erst nach dem Einbau der Schubladen Gedanken über Abstände und Spaltmaße machen muss. Bei einer derartigen Konstruktion kann man ruhig Schrauben.
Aber… Macht Euch auch Gedanken, was ist, wenn die Schublade auf ist. So wie ich die Bretter angeordnet habe, sind die Schrauben nur von vorne (abgedeckt durch die Front), hinten (sieht man nicht) und unten (nur wenn man sich hinlegt) sichtbar. Auch bei offener Schublade sind also keine Schrauben zu sehen.
Entwirft man die Konstruktion so, dass die Seitenwände nicht innen liegen, sondern von außern vorgesetzt werden (könnte man sich überlegen wegen der kraftschlüssigen Verbindung), so sind Schrauben von der Seite zu sehen.
Aber auch beim Leimen ist die zweite Variante nicht so klug gewählt, denn wenn man die Seitenwände aufsetzt, so braucht man sehr lange (mind. 100cm Schraubzwingen). Davon haben die meisten nur sehr wenige (wenn überhaupt) und können deshalb nur eine Schublade nach der anderen Verleimen.
Fazit: Wenn die Schrauben nicht sichtbar sind, ruhig Schrauben.
Vorsatzfront vs. normale Front
Eine normale Front spart Holz und hat einige cm² mehr Schubladenfläche/-inhalt. Aber Ihr müsst sehr genau arbeiten, wenn Ihr die Vollauszüge montiert. Eine Vorsatzfront erlaubt es Euch zuerst die Schubladen einzubauen und anschließend die Fronten mit den gleichgen Spaltmaßen einzubauen. welbst eine wenige mm schief eingebaute Schublade kann durch eine gerade angebrachte Front wieder gerichtet werden und im späteren Gebrauch bemerkt das keiner (wenn Ihr nicht gerade 1cm daneben liegt).
Ich nutze überigens Die günstigen Vollauszüge* von Amazon. Natürlich sind diese in keinster Weise zu vergleichen mit z.B. Hettich Quadro V6*, kosten aber eben auch nur 9,35€/Schublade und nicht 29,46€/Schublade. Hier muss jeder selber wissen, was er in seiner Werkstatt haben will. für die 120,00€ Differenz (pro Schrank, von denen ich 5 geplant habe) kaufe ich mir lieber ein Satz zusätzlicher Schraubzwingen.
Schubladen – Impressionen
Die Schubladen-Fronten
Die Fronten sind ja der erste Eindruck des Werkstattwagens. Ich habe mich dazu entschlossen alle Rahmen aus Ahorn zu fertigen (das ist mein LIeblingsholz) und die Fronten von jedem Schrank anders (zumindest denke ich jetzt so). Der Schubladen-Frontend es ersten Wagens habe ich aus amerikanischem Nussbaum gefertigt.
Hier solltet Ihr ein wenig Ruhe rein bringen und nicht einfach sechs Fronten sägen, ölen und dran schrauben. Wie immer gilt die Devise: „Macht Euch Gedanken und seit nicht gedankenlos..“.
1. Gedanke – Reihenfolge
Nachdem ich die sechs Fronten grob gesägt und gehobelt habe, habe ich sie mir erst einmal untereinander auf eine Arbeitsfläche gelegt.
Und jetzt wird gepuzzelt. Welche Front wohin (Reihenfolge) und Vorder- oder Rückseite, damit ein harmonisches Bild entsteht. Aber Achtung: Nach der Oberflächenbehandlung sehen Vorder- und Rückseite möglicherweise anders aus (Faserrichtung)! Ruhig auch einfach mal andere Meinungen rein holen. Ich habe einfach das Bild so fotografiert und einigen Freunden geschickt und diese um Ihre Meinung gebeten. Am Ende sollte eine harmonische Reihenfolge entstehen.
2. Gedanke – Oberflächenbehandlung
Öl oder Wachs, dass ist hier die Frage (Lack schied von vornerein aus). Aber nicht nur die Frage ob Öl oder Wachs, sondern auch was für ein Öl und/oder was für ein Wachs?
Ich habe mir einfach ein Rest-Stück vom Zuschnitt der Fronten genommen und es auf der einen Seite geölt, auf der anderen gewachst. Auch verschiedene Öle kann man so ganz gut testen und am Korpus vergleichen (Kontrast zum Ahornholz).
Am Ende ist es das OSMO Top Oil* geworden, das wirklich ein sehr sehr schöne Oberfläche erzeugt. Das Öl erzeugt einen „Dauer-Nass-Effekt“. Es gibt auch eine natural-Variante von dem Öl, dass diesen Effekt nicht so deutlich erzeugt, aber dort sind weiße pigmente enthalten und die erzeugen, gerade bei dunklen Hölzern, einen unschönen weißen Belag.
Der fertige Werkstattwagen
Tja, was soll ich sagen. Am Ende steht er da und mir gefällt er wirklich gut. Ich habe ja bereits im ersten Teil gesagt, dass ich das Holz nicht selektiert habe, sondern jeden Ast oder jede Verfärbung absichtlich mitgenommen habe. Trotzdem oder gerade deswegen ist der Werkstattwagen ein einmaliges Stück.
Nachtrag Schubladengriffe
Viele habe mich angeschrieben und gefragt, was das für Schubladengriffe sind.
Tatsächlich sind das gar keine fertigen Schubladengriffe, sondern eine Eckkleiste 40x20mm in 1,5mm Edelstahl*. Die kostet bei Amazon gerade mal 18,00€ / 2m und reicht demnach für zwei Schubladen. Das ist wirklich günstig und rechts und links eine Ecke ausgeklinkt (bei mir 45°) macht das ganze hübsch. Die lange Seite ist von oben auf die Schubladenfronten geschraubt, so dass eine Griffmulde von 20x20mm entsteht. 9€/Schublade für 92cm breite Edelstahlgriffe. Das ist preiswert und schön.
* Mit * markierte Links sind in der Regel Affiliate-Links.